Sternstunde im Jenaer Musikleben

Arthur Honeggers "Totentanz" mit der Jenaer Philharmonie, dem Philharmonischen Chor, Jardena Flückiger, Silke Gäng, Robert Koller und Leander Gerdes

Lilya Zilberstein nach Tschaikowskys Zweitem Klavierkonzert in Jena, große Freude!

Schmetternde Naturhörner und -trompeten in Mendelssohns Erster Symphonie mit dem exzellenten Orchestre de Chambre de Genève

Debussy, Ravel, Haydn und R. Strauss mit der Nordwestdeutschen Philharmonie

Wu Wei und Enjott Schneider nach der Aufnahme von dessen Sheng-Konzert Yin&Yang

Eindrücke und Rezensionen nach einer Reihe von denkwürdigen Konzerten mit der Jenaer Philharmonie, dem Orchestre de Chambre de Genève und der Nordwestdeutschen Philharmonie.

 

Sternstunde im Jenaer Musikleben  ...mit Mozart, Honegger und Rachmaninow

"Eine jede Klangsprache wurde in einer Qualität dargeboten, die man sich als Zuhörer nur wünschen kann. Simon Gaudenz hat Orchester und Chor der Jenaer Philharmonie auf der „Zielgeraden“ seiner ersten Spielzeit zu einer bewundernswert hohen Leistungsfähigkeit geführt, und das Konzert am vergangenen Freitag wird als Sternstunde in die Geschichte des Orchesters eingehen."

OTZ, 25.03.2019

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Ein Fest der Poesie!

"Großartig gelang Simon Gaudenz und den Musikerinnen und Musikern des Philharmonischen Orchesters die Aufführung von Schumanns 2. Sinfonie. Sie ist noch nie so frisch und zugleich tiefgründig poetisch im Jenaer Volkshaus erklungen. Bereits im weit gespannten Kopfsatz mit seiner Eingangsfanfare war zu spüren, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer im ausverkauften Jenaer Volkshaus Außergewöhnliches erwartete. Diesen Eindruck verstärkte das Scherzo mit seinen vorbeihuschenden Figuren in den Holzbläsern. Voller gedanklicher und emotionaler Tiefe erklang das schmerzlich-schöne, der Welt entrückte visionäre Adagio mit dem wunderbaren Oboen-Solo (Gunter Sieberth). Im Finalsatz gelang es Simon Gaudenz hörbar werden zu lassen, wie sich das musikalische Geschehen lichtet, Beethovens Liederkreis „An die ferne Geliebte“ zitiert und die Musik zu einem bewegenden Finale geführt wird. Ein Fest der Poesie!"

OTZ, 02.02.2019

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Eine tief bewegende Aufführung von Dmitri Schostakowitschs letzter Sinfonie – Musik zwischen Tragik und Groteske

"Die 15. Sinfonie, op. 141 von Dmitri Schostakowitsch spiegelt noch einmal sein ganzes Leben und changiert zwischen Tragik und Groteske. Sie ist die Geschichte eines „gerade noch einmal Davongekommenen“, der sich ducken, maskieren und kulturpolitisch anpassen musste, das ihm „Heiligste“ aber, seine Musik, nie verleugnet und verraten hat. Es verdient großen Respekt und Bewunderung, mit welch nie nachlassender Intensität Simon Gaudenz das Jenaer Orchester führte, wie er die komplexe Partitur zum Leben erweckte, jedes Instrumental-Solo zu einem kleinen Kunststück gestalten und ein zutiefst bewegendes Klanggemälde entstehen ließ. Schostakowitschs 15. Sinfonie durchweht ein „großer poetisch-musikalischer Atem“. Er erzählt Episoden aus seinem „Künstler-Leben“. Das beginnt mit dem Zitieren des Galopps aus Gioachino Rossinis „Wilhelm-Tell-Ouvertüre“, in den herrlich schräge Töne verwoben sind. Ein fast ironischer Blick in die Kindheit und ein Anklang an Militärmarsch-Zitate in den Sinfonien Gustav Mahlers. Im zweiten Satz erklangen, grandios gespielt, ein Bläserchoral im Stile Igor Strawinskys und ein zwölftöniges Cello-Zitat im Stile Arnold Schönbergs. Beide Komponisten hat Schostakowitsch über alles geschätzt und zu beiden durfte er sich nicht offen bekennen, ja, er musste sich sogar von ihnen distanzieren. Nun, am Ende seines Lebens, erweist er ihnen mit grimmigem Humor seine Reverenz. Auch im Scherzo finden sich in den Violinen und Klarinetten Anklänge an Strawinsky und Gustav Mahler. Sogar die Liebesszene zwischen Katarina und Sergej aus seiner Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ lässt Schostakowitsch in den Posaunen zitieren. „Chaos statt Musik“ hatte das Stalin 1936 genannt. Darauf konnte Schostakowitsch nur im „Narrenkostüm“ reagieren. Im Finalsatz wird das „Todesverkündigungs-Motiv“ aus Richard Wagners „Walküre“ zitiert, mit dem „Invasionsthema“ aus der „Leningrader Sinfonie“ gekoppelt und mit dem Hauptthema des fünften Satzes seiner vorletzten Sinfonie verbunden. Gerade im Finalsatz zeigte sich, wie unter dem Dirigat von Simon Gaudenz das scheinbar Unvereinbare sich fügte. Der Klang aller Streicher-Gruppen mischte sich in geradezu idealer Weise mit den Soli der Holzbläser, den Klängen der Hörner, Trompeten, Posaunen und der Tuba und schließlich dem machtvollen Schlagwerk-Tönen zu einem ebenso grandiosen wie differenzierten Orchesterklang. Am Ende ein nicht enden wollender Beifallssturm für das Jenaer Philharmonische Orchester und seinen Chefdirigenten Simon Gaudenz, der es verstanden hat, das Klangideal, was er vor seinem „inneren Ohr“ hatte, mit seinem Orchester zu verwirklichen.

Jena kann sich glücklich schätzen, über Chöre, ein Orchester und einen Chefdirigenten zu verfügen, die ein solches Konzert, das jeder europäischen Großstadt zur Ehre gereichen würde, auf einem so hohen Niveau und so ergreifend musizieren können.

So tief bewegt habe ich das Publikum im Jenaer Volkshaus noch nicht gesehen."

OTZ, 30.03.2019

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